St. Georg
Wehringen. Weithin sichtbar steht die Pfarrkirche St. Georg am höchsten geographischen Punkt Wehringens. Der massive Turm und die hohe umlaufende Mauer geben ihr ein wehrhaftes Aussehen. Die ältesten Teile der Kirche sind die unteren Geschosse des Turmes. Sie stammen aus dem 11. Jahrhundert. Im 13. Jahrhundert wurde der Turm aufgestockt. Sein endgültiges Aussehen mit einem Satteldach erhielt er 1541. An der unteren Turmfassade haben sich drei „Fratzenköpfe“ genannte Skulpturen aus spätromanischer Zeit erhalten. Was sie darstellen sollen ist nur noch zu vermuten.
Der Chorraum der Kirche entstand in gotischer Zeit (14./15. Jh.), was an den Strebepfeilern zu erkennen ist. Auch das Langhaus wird zu dieser Zeit schon fast die heutigen Ausmaße erreicht haben und wurde später nur noch geringfügig erweitert. An der Südaußenmauer ist ein später zugemauerter Eingang aus gotischer Zeit zu erkennen, daneben sind behauene römische Grabsteine im Kirchenfundament erkennbar. Ende des 16. Jahrhunderts scheint die bauliche Entwicklung abgeschlossen zu sein. Das 18. Jahrhundert gestaltete den Innenraum neu. Dies geschah in den Jahren zwischen 1741 (Deckenfresken und Stuck) und 1747 (Hochaltar). Aufgrund der spärlichen Quellenlage ist kaum einer der ausführenden Künstler bekannt. Die Deckenfresken konnten vor einigen Jahren dem Gögginger Maler Johann Heel zugeschrieben werden. Im Deckenfresko des Chores sehen wir den Kirchenpatron St. Georg zu Pferde, im Kampf gegen den Drachen, der die Königstochter bedroht. Umgeben ist dieses Gemälde von mehreren kleinen Fresken mit Darstellungen aus dem Leben, dem Martyrium und der Verherrlichung des Kirchenpatrons . Das Hochaltargemälde mit dem Heiligen Georg „In der Glorie“, als Beschützer des Dorfes, schuf der aus Wehringen stammende Kirchenmaler Franz Kugelmann 2006. Das ursprüngliche Altarblatt von Joseph Degle wurde um 1900 veräußert und war nicht mehr zu finden. Als „Provisorium“ dienten zwischenzeitlich zwei Kreuzigungsgruppen von Lorenz Luidl aus der Hl. Kreuz-Kapelle, wohin früher Wallfahrten führten.
An den Seiten des Hochaltares stehen die Skulpturen des Hl. Sebastian und des Hl. Florian. Bemerkenswert ist im Auszug die spätgotische, sitzende Madonna mit Kind (1480/90). Diese Figur wurde erst vor ein paar Jahren dem Meister Narziß von Bozen zugeordnet. Wie das Werk hierher kam, ist unbekannt. Die Seitenaltäre entstanden später als der Hochaltar und beide zeigen Skulpturen des berühmten Landsberger Bildhauers Lorenz Luidl. Sie wurden um 1680/81 gefertigt. Im rechten Seitenaltar sehen wir den Heiligen Josef mit dem Jesuskind, umgeben von den Eltern Mariens, dem Hl. Joachim und der Hl. Anna. Der Hl. Sebastian, umgeben von vielen typischen Putten aus der Luidl-Werkstatt steht im Auszug des Josefaltars. Im linken Seitenaltar, dem Altar der Wehringer Skapulierbruderschaft, befindet sich die Darstellung der Skapulierspende: Maria reicht Simon Stock, Generalprior der Karmeliten und der Hl. Teresa von Avila das Skapulier. Leider wurde die ursprüngliche Marienstatue Ende des 19. Jahrhunderts durch eine zu groß geratene Figur ersetzt. Im Auszug sind Gottvater, umgeben von vielen Putten und die Heilig-Geist-Taube zu sehen. Urspünglicher Platz dieser Gruppe dürfte über der Verkündigungsszene gewesen sein.
Das Thema der Skapulierspende taucht noch einmal auf, nämlich im großen Mittelfresko des Langhauses. Hier ist sie umgeben von weiteren Gemälden, teils aus dem 19. Jahrhundert, welche Gebetserhörungen aus der Skapulierlegende zeigen.
An der Nordwand des Langhauses befindet sich die Spätrokoko-Kanzel von 1773 mit den Symbolen der Evangelisten am Schalldeckel, ihr gegenüber an der Südwand, eine Kreuzigungsgruppe aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. An den Chor –und Langhauswänden stehen die zwölf Apostel. Im hinteren Teil des Langhauses befinden sich die bedeutendsten Kunstwerke der Wehringer Kirche. Es sind dies die zwischenzeitlich Jahrzehnte im Museum ausgelagerte Gruppe der Verkündigung, entstanden um 1680/90 und die in Nischen knienden Statuen des reuigen Apostels Petrus und der büßenden Maria Magdalena von Lorenz Luidl.