Distanzierung

So wie dieser Mönchsgrasmückenmann sein Revier abgrenzt, indem er mit seinem Gesang deutlich macht: „Hallo Nachbar, das hier ist MEIN Gebiet“, so wichtig ist es für uns Menschen, uns sowohl von anderen Menschen als auch von inneren Zuständen abgrenzen und distanzieren zu können.

Die eigenen Grenzen wahrnehmen
Wenn wir in große Angst oder sogar Panik geraten, spüren wir uns und unsere Grenzen oft nicht mehr richtig. Irgendwie fühlt es sich dann so an, als ob die eigene Körperlichkeit diffus wird. Hier hilft es, meine eigenen Körpergrenzen wahrzunehmen und z.B. meinen  Körper entlang der Grenzen sanft abzuklatschen. Dazu kann ich sagen: Das ist alles meines, das gehört alles zu mir! Ich kann auch meine Hände streicheln und mir dabei bewusst machen, dass dies meine Hände sind, die ganz viel für mich tun.

Die Abgrenzung zum anderen
Wichtig ist auch, die Abgrenzung gegenüber anderen Menschen wahrzunehmen: Wie nahe will ich den anderen an mich heranlassen? Gerade in Zeiten, in denen wir enger aufeinander sitzen als wir es vielleicht gewohnt sind, macht es Sinn, immer wieder die Grenze zu spüren und sie wenigstens für Momente einzuholen. Wir Menschen leben aus der Balance zwischen Nähe und Distanz. Sowohl zu viel als auch zu wenig Nähe verursacht Stress in unserem Organismus. Wenn ich nun spüre, dass mir die Nähe zu viel wird, macht es Sinn, dass ich mir Möglichkeiten überlege, in denen ich mehr Distanz einbauen kann. Vielleicht ist es der Moment, wenn ich in der Küche arbeite, während die Kinder Arbeitsblätter lösen. Der Minimoment auf der Toilette – es kann gut tun, sich für ein paar Minuten im stillen Örtchen einzuschließen, selbst wenn man gar nicht muss J. Der kleine Moment im Bad. Vielleicht 1 Minute am Fenster stehen und einfach nur atmen und dabei die anderen in der Wohnung ausblenden. Das ist zunächst schwierig, wird aber mit der Zeit einfacher. Wenn es irgendwie geht, draußen Spazierengehen.

Wenn alle Stricke reißen, helfen oft Distanzierungstechniken:
Einen Schritt zurücktreten, wenn eine Situation zu nahe kommt. Es tut gut, dies innerlich in Gedanken und wenn möglich auch im Außen zu tun. Wir erinnern uns: Der Körper ist eines der wichtigsten Utensilien für jegliche Arbeit mit sich.

Atem laut und schnell ausstoßen, dabei die Hände nach vorne schieben.

Distanzierende Imaginationen:
Mich selbst in einer Lichtkugel vorstellen, in der ich geborgen und geschützt bin. Diese Lichtkugel darf auch mit allem Möglichen ausgestattet sein, so dass ihre Schutzwirkung immer besser und intensiver wird, z.B. eine derbe Außenhaut, an der alles abperlt, ganz besonders negative Gedanken, Aggressionen, ungute Reaktionen anderer und einer weichen Innenhaut, die besonders sanft schützt. Es können auch Tiere, Engel, Energien um die Lichtkugel schweben, die alles Störende abwehren. Wie schon gesagt: Je intensiver und emotionaler Sie das erleben, umso wirkungsvoller wird es.
Belastendes Material (Situationen, Personen, starke negative Emotionen, …) imaginativ in einen Tresor einsperren, super gut verschließen, auf eine einsame Insel verbannen, in Käfig sperren, … (Alles, was die Phantasie zulässt, ist erlaubt, wenn es hilft, mehr Abstand zu bekommen)