St. Martin

Kleinaitingen. Auf einem leicht erhöhten Gelände steht die Pfarrkirche St. Martin. Die ältesten Teile der Kirche sind Teile der Südmauer  und die unteren Geschosse des Turmes. Diese dürften aus dem 12. oder 13. Jahrhundert stammen. Um 1480 wurde der Chor neu erbaut und der Turm erhöht. Er erhielt zum Abschluss einen gotischen Spitzhelm (wohl im 19. Jahrhundert erneuert), den einzigen unserer Pfarreiengemeinschaft. 1627 wurde der baufällige Chor von Jakob Aschberger erneuert. 1733 wurde das Langhaus erweitert und erhöht. Diese Maßnahmen leitete Joseph Meitinger aus Ustersbach. Zwischen 1760 und 1790 wurde der Innenraum neu ausgestattet. Dabei wurde auf jegliche Art plastischer Wandgliederung verzichtet. Sowohl die toskanischen Pilaster an der Wand, als auch der „Stuck“ in späten Rokokoformen an der Decke sind nur aufgemalt. Gerade diese Art der Wand und Deckengestaltung verleiht dem Raum jedoch seinen eigenen Reiz. Diese Bemalung und auch die Deckenfresken schuf der Gögginger Maler Johann Baptist Heel 1767. Es ist sein einziges heute bekanntes Freskenwerk. Im Chorfresko sehen wir den Hl. Martin, wie er in den Himmel aufgenommen wird und ein Engel ihm die Krone reicht. Darunter der Erzengel Michael vor einem Opferaltar mit brennenden Herzen.  Im ersten Bildfeld des Langhauses ist der Tod des Hl. Martin dargestellt. Das zweite Fresko ist das Bruderschaftsbild : Auf diesem ist der Patron der Bruderschaft, der Hl. Laurentius in den Wolken mit seinem Attribut, dem Rost zu sehen. Am rechten Bildrand die Personifikation der Ecclesia (Kirche) auf einem Fels. Sie tilgt als Mittlerin der Gnaden mit einem Blutstrahl des Märtyrers die Schuld und wäscht damit die Büßenden im Fegefeuer rein. Ein typisch barocker Gedankengang, für uns heute nur schwer nachvollziehbar. Der Hochaltar stammt aus der Zeit um 1760. Aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammt das Altarbild mit der Darstellung des Kirchenpatrones St. Martin, flankiert von den Skulpturen der Hl. Anna (links) und des Hl. Joachim (rechts).  Im Auszug das Auge Gottes im Strahlenkranz, Wolken und Putten. Zu Seiten des Hochaltares  zwei farbige Glasfenster vom Bayerischen Hofglasmaler Xaver Zettler in München aus der Zeit um 1880. Sie zeigen die beiden Apostelfürsten Petrus und Paulus. An der linken Chorwand eine bemerkenswerte Statue des Hl. Martin zu Pferd, eine gotische Arbeit von ca. 1500. Die beiden Seitenaltäre stammen aus der Zeit um 1790. Sie sind in klassizistischem Stil gehalten und damit einer der wenigen Beispiele dieser Art in unserem Landkreis. Ihr Schöpfer könnte Phlipp Jakob Einsle aus Göggingen sein, der in unserer Gegend mehrere Altäre in diesem Stil fertigte.  Der linke Seitenaltar ist der Marienaltar. In der Mitte eine sehr schöne Skulptur der Maria Immaculata. Maria als Siegerin steht auf der Weltkugel und zertritt der Schlange den Kopf. Auf dem Medaillon am Tabernakel Vertreter des Alten Bundes (Moses, König David, Arche) und des Neuen Bundes (Josef und Johannes der Täufer). Der rechte Seitenaltar ist der Bruderschaftsaltar. Er zeigt als Statue den Hl. Laurentius mit dem Rost, auf dem er gefoltert wurde.  Das Medaillon am Tabernakel zeigt das Fegefeuer. An der rechten Wand des Langhauses befindet sich die prunkvolle Kanzel im Rokoko-Stil (um 1760). Am Kanzelkorb ein schönes Relief mit der Heiligen Familie und den Gesetzestafeln mit den zehn Geboten. Auf dem Schalldeckel das Auge Gottes im Strahlenkranz umgeben von Putten. Gegenüber der Kanzel Kruzifix aus dem frühen 17. Jahrhundert. Die Schmerzensmutter am Fuß des Kreuzes ist aus späterer Zeit und passt auch im Größenverhältnis nicht zum Kreuz.  Aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammen die Figuren der 12 Apostel, die sich auf den gesamten Raum verteilen. Auf der oberen Empore steht die Orgel. Ihr Gehäuse stammt von 1772 und wurde 1841 samt Orgelwerk aus Erpfting gekauft. 1956 wurde sie zum letzten Mal umgebaut. Im hinteren Teil der Kirche befindet sich auch ein kleiner Schatz: Das große, sehr qualitätvoll gearbeitete  Vortragekreuz stammt aus der Werkstatt des berühmten Landsberger Bildhauers Lorenz Luidl aus der Zeit um 1700.